Freitag, 8. Januar 2010

MUSIK: Leere Versprechungen



Editors: In This Light And On This Evening - ein verspätetes Review

„There’s nothing harder than keeping a promise”, erklärte Tom Smith auf dem Debüt-Album The Back Room. Recht hat er. Verpsrechen einhalten, das ist schwer. Die Editors haben es nicht geschafft: In this light and on this evening hält nicht, was das Debütalbum The Back Room (2005) und das folgende An End has an Start (2007) versprachen.

Weiterentwicklung! das ist das, was man von dem berüchtigten dritten Album erwartet. Die Band, die hier auf schon Dagewesenes setzt, wird abgeschrieben. Da kann man ja auch einfach auf Repeat drücken. Jemand muss das auch den Editors erzählt haben: Auf in this light and on this evening hört man vorallem eins: Die Anstrengung, etwas Neues zu schaffen.

Dabei bedienen sich die Editors etwas zu freimütig an Altbewährtem: Depeche Mode, schießt einem durch den Kopf. Mutig, keine Frage, sich an solche Größen anzulehnen. aber leider nicht besonders innovativ. Als wäre es zur Zeit etwas ganz neues, sich mit Synthesizern und elektronischen Klängen zu schmücken. Als wären nicht letzten Sommer die ganzen Kids in neonfarbenen Klamotten und Stirnbändern durch die Clubs gehüpft, mit dem Voratz die 80ger wiederaufleben lassen zu wollen - die ja anscheinend nur aus Sportklamotten bestanden, welche American Apparel ersatzweise bereitstellte.

Nichtsdestotrotz: Was instrumental auf in this light and on this evening geboten wird, ist fein. Jeder Song fängt furios gut an. Eine leere Versprechung: was nutzt ein gutes Vorspiel, wenn das Folgende einfach nicht klappen will? Keine Frage, Tom Smith kann singen, hat auch eine markante Stimme. Aber die setzt er sinnlos ein. Er verpackt sie in Melodien, die sich einfach nicht in die Song-Arragements einfügen wollen. Und dann stellenweise diese epischen Chöre. Instrumente und Stimme konkurieren zu sehr und laufen sich dabei gegen den Strich. Am besten funktionieren die Songs, in der Tom Smith sich monotonen Tönen bedient, und den Rest seinen Bandkollegen überlässt. So ist der Opener, der den gleichen Titel wie das Album trägt, ein Kracher. Mal wieder ein guter Anfang, der Rest bleibt auf der Strecke. Die Songs, die sich instrumental zurücknehmen, und den Sänger die Arbeit machen lassen, sind stimmig: The Boxer und The big Exit kann man durchaus anhören. Papillon sticht heraus, ist es auch den Vorgänger-Alben am ähnlichsten und gehört so – traurigerweise – zu den besten Songs auf in this light and on this evening. Eine von den wenigen Perlen, die sich unter den etwas mageren neun Songs verstecken.

Was bleibt? Es ist ein enttäuschender Eindruck. Nicht, weil das Album von Grund auf schlecht ist - sondern weil eine ganze Horde guter Ansätze verschenkt wurde. Wie auch im Video zu Papillon laufen diese allesamt ins Leere. Sogar der arme Mann im Clip: Ein spanneder Anfang - ein flaches Ende. Kommt mir bekannt vor. Aber wie singt Tom Waits noch mal in Eat raw Meat = Blood drool: “there’s a talent in your lies“. Ein Talent in gebrochenen Versprechungen. Ich glaube ihm und hoffe auf das nächste Album. Solange höre ich Depeche Mode.

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