Donnerstag, 3. Juni 2010

VOGUE & KUNST: Götterbote

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Edward Burne-Jones: Persus and the sea nymphs (Detail), 1877

Stilikonen fallen vom Himmel. Oder steigen zumindest vom Olymp hinab. Das dachte sich schon die berühmte Madame Récamier zu Anfang des 19. Jarhunderts, die etwas stilvollere Paris Hilton des französischen Klassizismus. Die hübsche und ungemein eitle Dame der gehobenen Pariser Burgeoisie, verheiratet mit einem wesentliche älteren und einflussreichen Bänker, unterhielt ihren berühmten Salon, in dem sich alles traf was Rang und Namen hatte - um sich dabei ordentlich über Napoleon auszulassen. Von David ließ sie sich malen, fand sich allerdings in dem Bild nicht wieder. Eine deutlich offenherzigere Darstellung ihrer selbst von Gérard traf ihren Geschmack da schon mehr.

Mit der Kleiderwahl war sie allerdings zufrieden: Auf beiden Bilder trägt sie die damals hochmoderene
Mode à-la-grecque: barfuss, ein wallendes Empire-Kleid mit hochgeschnittener Taille, das Haar hochgesteckt, an den Schläfen in Locken gelegt und mit einem Band zusammen gebunden. Vorbild für diesen Trend war die Kleidung in der Antike mit ihren großen Stars: Die Götter der griechischen Mythologie.


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Peter Paul Rubens: Versammlung der olympischen Götter, um 1602

Bei Asos sah ich kürzlich etwas, das mich ganz unwillkürlich an die Mode à-la-grecque und die griechische Mythologie erinnerte: Wer in Zukunft Götterboten-haft durch die Straßen schweben will, für den gibt es hier die richtigen Schuhe. Madame Récamier wäre entzückt gewesen.

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Genau, Hermes hieß der Gute, der mit geflügelten Schuhen durch die Weltgeschichte flog und ganz offensichtlich jetzt Designer zu einem Abklatsch dieser über 2000 Jahre alten Vision inspirierte. Dabei ist diese Idee des englischen Versandhauses nicht neu: Vivienne Westwood ließ schon 2006 ihre Models 'hermetisch' (wenn auch etwas hier etwas anders gedeutet) über den Laufsteg schweben.
Miu Miu präsentiert in der aktuellen Kollektion ähnlich flugtaugliche Plateaus, wie ich in einem Pariser Schaufenster sehen konnte - Allerdings tragen hier kleine Schwalben gen Himmel.

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Mir persönlich gefällt die letzte göttliche Variante am besten. Allerdings würde ich sie nicht, wie Hermes, so leicht hergeben. Der verschenkte nämlich seine geflügelten Schuhe an Perseus, damit dieser die schönen Adromeda vor dem recht unsymphatischen Meeresungeheuer Ketos retten konnte, um dann schließlich auch noch Medusa den Kopf abzuschlagen.

Alles, was recht ist, aber dafür wären mir diesen hübschen Exemplaren nun wirklich zu schade. Aber, Hermes, es sei dir verziehen: Du hattest auch sicher nicht die Miu-Miu-Version für 350 Euro.


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Anton Raphael Mengs: Perseus und Andromeda, 1775 // Benvenuto Cellini: Persus, 1545

1 Kommentar:

  1. toller beitrag!! witziger aufhänger/ super recherchiert und amüsant geschrieben..hut ab!

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